Einander gut tun
Jens, 61 Jahre, Essen
Meine Mutter war schon immer etwas empfindlich.
So leicht konnten wir es ihr nicht recht machen.
Schon als Kind hatte ich mir mit meiner Spontanität öfter Körbe abgeholt.
Sie war leicht störungsempfindlich, etwas nervös und innerlich beschäftigt.
Das hatte ich zu respektieren gelernt.
Nun lag sie da, in sich gekehrt, schwach und wie aus Papier, etwas fröstelnd in ihrem Bett im Hospiz, und ich traute mich nicht, sie zu berühren, mir fehlten auch die richtigen Worte.
Ich wusste auch nicht: Wie tue ich ihr gut?
Da ging die Tür auf, ihre alte Freundin schneite herein, eilte direkt auf sie zu und streichelte ihre Wangen, ihre Haare, ihre Hände.
„Meine Liebe, ja, wie bist du mir lieb. Mein Herz.“
Und meine alte Mutter hielt still.
Da dachte ich: Zum Glück bin ich nicht allein.
Wir ergänzen uns —
wie immer.